KTM X-bow

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    • Bei den Cross- und Enduro-Motorrädern ist die österreichische Firma KTM eine feste Größe. Inzwischen interessieren sich Zweiradexperten aus Mattighofen auch für die Straße - und für vierrädrige Vehikel. Beim Genfer Autosalon wird KTM erstmals einen Roadster präsentieren.

      Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Zwar existiert der X-Bow bislang nur als Computeranimation und als Modell. Doch die Werkzeuge sind bestellt und die Produktionsverträge ausgehandelt: Im kommenden Jahr wird aus dem Motorradbauer KTM auch ein Autohersteller. Natürlich planen die Österreicher noch nicht in großen Stückzahlen, und um einen gewöhnlichen Pkw geht es den Entwicklern in Mattighofen auch nicht.

      Das Konzept ist ein anderes: Um Autofahrern ohne Motorrad-Führerschein das von KTM stets beschworene puristische und ungefilterte Fahrerlebnis zu ermöglichen, wird quasi ein Motorrad auf vier Rädern gebaut. Beim Autosalon in Genf Anfang März soll der Roadsters X-Bow seine Weltpremiere erleben. Bis dahin soll es drei Prototypen geben; später im Jahr ist der Verkauf ab etwa 40.000 Euro geplant.

      In der Tradition von Lotus Elise, Super Seven oder Yes Roadster versprechen sie dabei ein ebenso luftiges wie unkomfortables Vergnügen. Die von Kiska, dem größten Designstudio Österreichs, gestaltete Karosserie ist mit scharfen Schnitten aus der Urform gehauen, die Vorderräder stehen frei wie bei einem Rennwagen, statt der Frontscheibe gibt es einen nur sieben Zentimeter hohen Windabweiser, und die Flanken sind so niedrig, dass KTM auf Türen kurzerhand verzichtet hat. Dazu gibt es filigrane Abdeckungen, die förmlich über der Karosserie zu schweben scheinen, überraschende Einblicke in die Technik und ein giftiges Heck, aus dem mittig das riesige Rechteck des Auspuff-Endrohres ragt.

      Am anderen Ende des gewaltigen Auspuffs steckt ein aufgeladener Benzin-Direkteinspritzer von Audi. Der Vierzylinder soll in der Basisversion etwa 220 und im Spitzenmodell rund 300 PS leisten und wahlweise über ein Sechsgang-Schaltgetriebe oder die Doppelkupplung aus Ingolstadt die Hinterräder antrieben. Dabei lassen erste Computersimulationen beeindruckende Fahrleistungen erwarten, berichtet KTM und schwärmt von einem Sprint von 0 auf 100 km/h in "weniger als vier Sekunden". Als Garant für hohe Kurvengeschwindigkeiten und damit jede Menge Fahrspaß führt KTM die ausgeglichene Gewichtsverteilung, die auch am Unterboden optimierte Aerodynamik und das aufwendige Fahrwerk an.

      "So unterschiedlich Autos und Motorräder auch sein mögen - in vielen Bereichen ist es KTM gelungen, die Entwicklungsprinzipien vom Zweirad auf den Sportwagen zu übertragen", schreiben die Österreicher im Beiblatt zur Premiere des ersten Konstruktionsmodells. So würden das Erlebnis am Steuer und die spektakulären Fahrwerte eben nicht nur von der Motorleistung bestimmt, sondern auch vom geringen Gewicht, das bei 700 Kilogramm liegen soll.

      Möglich macht das eine Karosserie aus Kohlefaser, wie sie auch in der Formel 1 zum Einsatz kommt. Mit dem Einsatz dieses Hightech-Materials, das bislang sündhaft teuren Fahrzeugen wie etwa dem Mercedes SLR vorbehalten war, sinkt das Gewicht des nackten Chassis auf 70 Kilogramm. Dennoch sei das sogenannte Monocoque so sicher, dass die Vierpunktgurte ausreichend Sicherheit bieten und KTM auf Airbags verzichten kann.

      Die Ausstattungsliste ist leer - es gibt keine Ausstattung

      Auch sonst wird es nicht viel Ausstattung geben. Elektrische Fahrhelfer stünden dem puristischen Erlebnis ebenso im Wege wie eine Klimaanlage oder ein Soundsystem. Selbst Scheibenwischer und eine Lüftung haben sich die Österreicher gespart. Über die Frontscheibe kann man schließlich locker hinwegsehen, und an Luftzufuhr wird es nicht mangeln. Ein Dach ist nicht vorgesehen, lediglich zum Parken wird KTM eine Schutzplane anbieten.

      Ganz auf Komfort verzichten müssen die Enthusiasten auf vier Rädern aber nicht: Gemeinsam mit dem Bekleidungsexperten Dainese hat KTM für den X-Bow spezielle Overalls entwickelt, die vor Wind und Wetter schützen und sogar einige Komfortfunktionen übernehmen, die man üblicherweise vom Auto erwartet. So könnten etwa Mobiltelefon oder MP3-Player direkt in die Kleidung eingearbeitet werden. Dazu gibt es auch eigene Helme für X-Bow-Käufer, die zwar nicht vorgeschrieben, aber immerhin empfohlen werden.

      Erst einmal sollen 100 X-Bow-Roadster gebaut werden

      Weil sich KTM mit einem Auto auf absolutes Neuland begibt, sind die Planungen für den Roadster sehr vorsichtig: Während die knapp 1700 Mitarbeiter im abgelaufenen Geschäftsjahr immerhin fast 85.000 Motorräder bauten, wollen die Österreicher vom X-Bow erst einmal nur 100 Exemplare fertigen. Und zwar nicht im eigenen Werk, sondern beim italienischen Rennwagenhersteller Dallara. Erst wenn diese erste Serie auf genügend Resonanz stößt, soll die Produktion nach Österreich verlagert und dann auf 500 Fahrzeuge im Jahr gesteigert werden.

      Verkaufen will KTM die Roadster über ein kleines Netz von jeweils ein oder zwei Händlern pro Land. Welche Länder das sein werden, können die Österreicher noch nicht sagen. "Das richtet sich nicht zuletzt nach der geplanten Europa-weiten Vereinheitlichung der Normen für die Kleinserien-Typisierung", schreibt KTM und stellt vorerst den Vertrieb in Österreich, Schweiz, Portugal, Niederlande, Großbritannien, Griechenland, Finnland und Deutschland in Aussicht.

      Quelle: spiegel.de